Zeitungsartikel von Ralf Trautwein vom 25.05.2024 aus DIE NECKARQUELLE
Frank Würthner führt in sechster Generation das gleichnamige Schwenninger Einrichtungshaus. Weil es
ihm gelungen ist, den Betrieb stets den Erfordernissen anzupassen, wird dieser nun 100 Jahre alt.
VS-Schwenningen. Als kleiner Junge war der Verkaufsraum sein zweites Kinderzimmer. „Es war ganz normal, dass ich da rumgelaufen bin. Ich bin mit dem und im elterlichen Geschäft aufgewachsen“, erinnert sich Frank Würthner (48).
Als Sprössling einer Schwenninger Unternehmerdynastie war klar: Er würde den Betrieb einmal fortsetzen. „Dazu gab es nie eine Alternative“, sagt Würthner. „Es war vorbestimmt, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters treten würde.“ Deswegen führte nach dem Abi kein Weg vorbei an der Möbelfachschule in Köln, wo sich der Schwenninger das nötige kaufmännische Rüstzeug holte, als er BWL mit Schwerpunkt Möbelhandel studierte.
Sieben Schreiner
Zuvor allerdings tat er, was seit jeher alle Würthners tun: Er absolvierte – wie heute sein 20- jähriger Sohn Moritz – eine Schreinerlehre. „Ich bin der sechste Schreiner, er ist der siebte“, sagt Frank Würthner nicht ohne Stolz. Natürlich zimmern sie heute ihre Möbel nicht mehr selber wie Schreiner Nummer eins, Jakob Würthner, der Anfang des 19. Jahrhunderts die handwerkliche Familientradion begründet hat. Dennoch schadet es nichts, meinen sie nach wie vor, wenn man sein Metier von der Pike auf beherrschen lernt.
Zurück nach Schwenningen
Nach dem Studium kam Frank Würthner 1999 zurück nach Schwenningen, um im elterlichen Betrieb das 75-jährige Firmenjubiläum zu organisieren. Sein Vater Rolf ließ ihm freie Hand dabei, und der junge Mann schaute damals schon weit über den Tellerrand hinaus. „Oh, wie weit weg ist noch das 100-Jährige, dachte ich damals“, lacht Würthner. Doch scheint ihm die Zeit wie im Flug vergangen.
Und nun ist es soweit: Sein Unternehmen ist heute einer der jenigen Schwenninger Familienbetriebe, die ein Jahrhundert überdauert haben. Denn 1924 eröffnete Jakob Würthner, der Enkel des namensgleichen ersten Schreiners, einen Möbelhandel in der Lessingstraße, zunächst ohne Schaufenster und mit wenigen Quadratmetern Ausstellungsfläche. Dies war die Geburtsstunde der Firma Würthner Wohnen, die damals „Möbel Würthner“ hieß. Das lief gut, und Ende der 1960er-Jahre kam ein Küchenstudio in der Dauchinger Straße hinzu. 1978 eröffnete Rolf Würthner das neue Möbelhaus am heutigen Standort Steinkirchring, das sein Sohn Frank 2005 übernahm.
Mit der Zeit wurde das Geschäft immer härter. Zum Überleben reichte es irgendwann nicht mehr, nur schöne Möbel ins Schaufenster zu stellen. Alle kleineren Möbelhändler, die es dabei beließen, sind längst von der Bildfläche verschwunden.
Und warum hat ausgerechnet Würthner sich gehalten? – „Wir sind immer mit der Zeit gegangen“, erklärt der Inhaber. „Und wir haben stetig investiert: in den Standort, in unsere Ausstellung und auch ins Personal. So haben wir nicht nur unser Angebot entwickelt, sondern auch unser Dienstleistungsportfolio.
Der Firmenname „Würthner Wohnen“ ist dabei Programm geworden: Das Handelsgeschäft hat sich zum Komplettdienstleister entwickelt – zum Einrichtungshaus. Würthner beschäftigt neben versierten Einrichtungsberatern auch Handwerker, die beim Kunden auf Wunsch komplett renovieren:
„Wenn Sie in den Urlaub gehen, geben Sie uns ihren Wohnungsschlüssel. Und wenn Sie nach zwei Wochen zurückkommen, ist alles neu gemacht und schön eingerichtet.“
Gegen Große behaupten
Früh hat der Unternehmer erkannt, dass es in diese Richtung gehen muss und so ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den Großen“ geschaffen, wie er sagt. Prinzip: Ein „Kleiner“ muss heute einfach mehr bieten als die potenten Möbelhandelsketten, die den Markt bestimmen.
Die beiden größten teilen sich rund ein Drittel des deutschen Markts. Da kann ein Einzelhändler schon allein beim Preis nicht mitgehen.
Das will Frank Würthner so allerdings nicht gelten lassen. „Wir kaufen über einen Einkaufsverbund mit 400 kleinen Händlern ähnlich günstig ein wie die Ketten“, beteuert er. Das gilt zumindest für einzelne Segmente wie Küchen. Dass die führenden Handelsunternehmen längst im Billiglohnausland ihre eigenen Möbel fertigen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Die Kundschaft, die das kauft, ist sicherlich eine andere als die Würthners. Denn dessen Credo kann man auf der Homepage des Unternehmens nachlesen: „Wenn Formen, Farben und Materialien ideal aufeinander abgestimmt und in der passenden Umgebung integriert werden, dann entsteht ein Wohnerlebnis, das mehr ist als die Summe der einzelnen Teile.“
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